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Politologe Espenschied spricht zum 50. Todesjahr Adenauers

Mit einem Vortrag des Politikwissenschaftlers Ingo Espenschied erinnerte das Johann-Wolfgang-Goethe-Gymnasium Germersheim am 20. Februar 2017 an die Lebensleistung von Konrad Adenauer. Der Todestag des ersten Kanzlers der Bundesrepublik Deutschland jährt sich 2017 zum fünfzigsten Mal und so ergab sich über die Konrad-Adenauer-Stiftung die Möglichkeit, mit Espenschied einen ausgewiesenen Experten zu gewinnen, welcher seine Studien an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, der Pariser Sorbonne und der London School of Economics den Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer und weiteren Interessierten weitergeben konnte. Neben dem Diplom-Politologen durfte Schulleiterin Ariane Ball zudem den Bundestagsabgeordneten Thomas Gebhart begrüßen, welcher im Anschluss an den etwa einstündigen Vortrag für eine Diskussion mit Espenschied und dem Publikum zur Verfügung stand.

Espenschieds Präsentation wurde durch einen persönlichen Zugang zum Thema eröffnet, indem er die Reaktion seines Großvaters auf seine Entscheidung schilderte, in der französischen Hauptstadt zu studieren. Die Formulierung „Der Erbfeind“ sei im Denken der vorangehenden Generationen fest verankert gewesen. Ausgehend davon widmete sich Espenschied mit Hilfe von zahlreichen Bild- und Videomaterialien den Rahmenbedingungen von Adenauers Leben. Hineingeboren in die Zeit des Deutschen Kaiserreichs nach dem deutsch-französischen Krieg von 1870/1871 sei es Adenauer gelungen, sehr schnell innerhalb der Zentrumspartei aufzusteigen und 1917 bereits mit 41 Jahren das Amt des Kölner Oberbürgermeisters zu erlangen. Espenschied unterstrich, dass Adenauer in der Weimarer Republik einige Male als neuer Reichskanzler gehandelt wurde und dass er 1933 dem neuen Regierungschef Adolf Hitler den Empfang in Köln verweigert hat, was zu seiner Absetzung als Stadtoberhaupt führte. In der Zeit nach 1945 legte Espenschied besonderen Wert auf Adenauers großen Einfluss auf die Gründung der CDU und seine Arbeit im Parlamentarischen Rat, die unser heutiges Grundgesetz maßgeblich beeinflusst hat. Für Adenauers Zeit als Bundeskanzler betonte Espenschied vor allem dessen klares Eintreten für die Westbindung statt der möglichen Neutralität sowie sein Engagement für die Gründung der europäischen Institutionen, die Zahlungen an Israel und die Heimkehr der Kriegsgefangenen aus der Sowjetunion. Wirtschaftsminister Erhard sei aufgrund der „Sozialen Marktwirtschaft“ ein Glücksfall für Adenauer gewesen, während ihm der Chef des Bundeskanzleramts, Hans Globke, aufgrund seiner NS-Vergangenheit, der umstrittenen Wiederbewaffnung und seiner Passivität nach dem Mauerbau Probleme bereitete. Adenauers größte Leistung sei aber gewesen, durch den Elysee-Vertrag sicherzustellen, dass heute ein Krieg zwischen Deutschland und Frankreich undenkbar geworden sei.

In der sich an den Vortrag anschließenden Diskussion wollte Geschichtslehrerin Gisela Herschbach wissen, was Adenauers bitterster Moment gewesen sei, was Espenschied mit dem gescheiterten Vertrag zur Europäischen Verteidigungsgemeinschaft von 1954 beantwortete. Geschichtslehrer Andreas Britz unterstrich, dass auch die transatlantischen Beziehungen unter Adenauer wichtig gewesen seien, während sich der ehemalige Schülersprecher Felix Heinhold (Leistungskurs Sozialkunde, MSS 13) erkundigte, wie denn Adenauer auf einen nationalistisch-isolationistischen Präsidenten Trump reagiert hätte. Thomas Gebhart brachte hierbei die Hoffnung zum Ausdruck, dass das System der „Checks and balances“ funktioniere und versicherte, Trump werde mit Konfrontation auf Dauer nicht erfolgreich sein können.

Angesichts der Wahlerfolge der AfD äußerte Alexander Deitner aus dem Leistungskurs Sozialkunde (MSS 12) die Sorge vor einem Weimar 2.0 und einer Beschädigung der durch Adenauer erreichten Grundkonstanten der Demokratie. Gebhart betonte, dass es Deutschland gut ginge und die Leistungen des Staates für die Bürger stimmten, die Grundakzeptanz für das System aber erodiere. Deshalb müssten die grundlegenden Werte in Erinnerung gerufen werden. Ein Zerfall der EU wäre ein Desaster. Espenschied rief dazu auf, sich die nach 1945 erreichte politische Kultur, die es in der Weimarer Republik noch nicht gegeben habe, nicht nehmen zu lassen. Auf die Frage des Geschichtslehrers Michael Stadelmaier, was Adenauer gegen die AfD getan hätte, mahnte Gebhart die Einigkeit zwischen CDU und CSU dringend an, während Espenschied ausführte, die CDU Adenauers habe auch den rechten demokratischen Rand integrieren können, während dies heute nicht der Fall sei.

Zum Abschluss bedankte sich Schulleiterin Ball bei Ingo Espenschied und Thomas Gebhart für den informativen und diskursiven Abend und freute sich, dass es dem Goethe-Gymnasium gelungen ist, dem interessierten Publikum Zeitgeschichte in moderner Form näherzubringen.

 

Dirk Wippert

 

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