Koschere Gummibärchen und mehr… - „Meet a Jew“ in den 10. Klassen

„Gehen Sie am Schabbat in die Synagoge?“, „Halten Sie die Gebote alle ein?“, Wo erfahren Sie in Ihrem Alltag Antisemitismus?“, „Waren Sie schon mal am Grab von Oskar Schindler in Jerusalem?“ – das waren Fragen, die Schülerinnen und Schüler jüdischen Gästen am GGG stellten.

Am 17. Januar besuchten Miriam Marhöfer und Benny Salz aus Mannheim unsere Schule.

Sie trafen sich mit Mädchen und Jungen aus verschiedenen 10. Klassen, die in ihrem Geschichts- und Religionsunterricht jüdisches Leben in Deutschland thematisiert hatten. In zwei Runden von jeweils 90 Minuten kam man ins Gespräch.

Das alles geschah im Rahmen der Aktion „Meet a Jew“ (https://www.meetajew.de), die der Zentralrat der Juden in Deutschland in Zusammenarbeit mit der Stiftung „Demokratie leben“ unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten gestartet hat.

Ziel der Initiative ist es, einen Dialog zwischen Juden und Nichtjuden zu ermöglichen.

Die meisten Schülerinnen und Schüler erklärten zu Beginn, bisher noch nie mit einem jüdischen Menschen gesprochen zu haben. Im Schulunterricht werde zwar über Juden geredet, aber eben nicht mit ihnen.

Die jüdischen Gäste machten es den Jugendlichen leicht. Entspannt und humorvoll stellten sie sich vor: Benny Salz, ehemaliger Betriebswirt im Ruhestand, und Miriam Marhöfer, Sozialpädagogin in Jugendeinrichtungen. Beide sind aktive Mitglieder der Jüdischen Gemeinde in Mannheim. Während Miriam aus einer jüdischen Familie stammt, hatte Benny eine katholische Mutter und konvertierte mit 13 Jahren zur Religion seines Vaters. Ein „Umweg“ zum Judentum, ist man traditionell doch nur durch eine jüdische Mutter auch automatisch Jude.

Beide erzählten, dass sie immer wieder auch mit antisemitischen Vorurteilen konfrontiert werden. Miriam war in ihrer Schule das einzige jüdische Mädchen und erfuhr deshalb auch dort immer wieder Ablehnung durch Mitschüler und Lehrer. Leider – so die beiden – habe Judenfeindlichkeit in der Gesellschaft in den letzten Jahren zugenommen und das nicht nur von Rechtsextremen und radikalen Muslimen. Auch auf vielen Schulhöfen sei „Jude“ zu einem gängigen Schimpfwort geworden.

Schockiert waren die Zehntklässler, als Miriam von den Sicherheitsmaßnahmen berichtete, die zum jüdischen Alltag gehörten. Polizeischutz vor jüdischen Kindergärten, Schulen, Synagogen und Gemeindezentren erinnerten ständig daran, wie wenig „normal“ jüdisches Leben in Deutschland knapp acht Jahrzehnte nach der Shoa noch immer sei.

Die Gäste stellten dank mitgebrachter Judaica auch die religiöse Praxis gläubiger Juden vor. Wie legt man Tallit (Gebetsmantel) und Tefillin (Gebetsriemen) an? Wie sieht das Schofar (Widderhorn) aus, das zu Jom Kippur (Versöhnungsfest) und zu Rosch Haschana (Neujahr) geblasen wird? Wie liest man aus einer Torarolle vor…?

Mitgebracht hatten Miriam und Benny auch koschere Gummibärchen und Erdnussflips. Mit ihnen ließen sich die Speisegebote der Tora anschaulich erläutern. Nicht immer, so verrieten sie mit einem Augenzwinkern, sei es möglich, die strengen Vorschriften einzuhalten. Im Gespräch wurden auch die verschiedenen Richtungen des Judentums vorgestellt. Der Spruch „zwei Juden, drei Meinungen“ charakterisiert die Pluralität der Religion. Letztlich muss jeder in eigener Verantwortung sein Verhältnis zu Gott und den Geboten bestimmen und leben.

Auch wenn Dr. Michael Stadelmaier und Andreas Britz die Schülerinnen und Schüler mit der Frömmigkeitspraxis und der Geschichte des Judentums vertraut gemacht hatten, so kann doch der Unterricht das konkrete Erleben jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger nicht ersetzen.  „Wahres Leben ist Begegnung.“ – so der jüdische Religionsphilosoph Martin Buber.

Alle waren sich auch mit der teilnehmenden Schulleiterin einig, dass diese „Meet a Jew“-Veranstaltung keine Eintagsfliege bleiben sollte.

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