Featured

„Oper meets Gedenkstätte“ überzeugt vollkommen! – LKs Geschichte und Sozialkunde sehen „Die Weiße Rose“ in Osthofen

„Wie war das für Sie emotional in einer solch furchtbaren Situation?“, fragt Jette Dreyer und blickt nach vorne zur Bühne. Dort sitzt Ferdinand Dehner in einer Reihe von Menschen auf einem Stuhl und gibt zu: „Das hat mich berührt. Manche aus dem Publikum hat das auch enorm mitgenommen. Einige haben sogar geweint!“ Der Opernsänger – nun ganz entspannt und gelöst – führt weiter aus: „Als wir nach der ersten Vorstellung als Hans und Sophie Scholl aus den Kostümen gestiegen sind, haben wir Zeit gebraucht, um uns aus unserer Rolle zu lösen!“ Serena Hart stimmt ihm zu: „Jetzt, nach der letzten Aufführung, merken wir erneut, was das Stück mit uns gemacht hat!“ Jette Dreyer zeigt sich fasziniert vom Publikumsgespräch nach einem äußerst abwechslungsreichen Tag.

Das traf am 28. Mai 2025 in der Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Osthofen bei Worms auch auf ihre 40 Mitschülerinnen und Mitschüler aus den Leistungskursen Geschichte und Sozialkunde zu. Das Experiment „Oper meets Gedenkstätte“, eine von Udo Zimmermann komponierte Oper mit dem Titel „Die Weiße Rose“, gespielt in einer Gedenkstätte, in der Deutschlands größtes Verbrechen 1933 begann. Kann das funktionieren?

Geboten wurden fünf Stunden, die vom ständigen Wechsel geprägt waren: Auf die erste Opernaufführung folgte eine Informationsaufnahme anhand der Biografien von Hans und Sophie Scholl sowie des in Osthofen inhaftierten Philipp Wahl. Nach der Fortsetzung der Oper wurde kreativ gearbeitet: Flugblätter und Social-Media-Posts wurden ebenso wie kleine Theaterszenen entworfen, um die nationalsozialistische Zeit greifbarer zu machen. Vor dem Publikumsgespräch erfolgte eine Schlussaufführung von "Die Weiße Rose", welche eine Schauplatzverlagerung vom heutigen Dokumentationszentrum in das damalige Schlaf- und Aufenthaltsgebäude beinhaltete.

Foto: ©christianklleiner

 

Die Erfahrungen anhand der einzelnen Veranstaltungselemente überzeugte die Schülerinnen und Schüler aus den Jahrgangsstufen 11 und 12, vollkommen und nicht nur sie: Die Schauspielerin und der Schauspieler sowie Dirigent Akaru Sumizawa bedankten sich für ein sehr interessiertes und aufmerksames Publikum, das spannende Fragen an sie richtete.

Foto: ©christianklleiner

 

Yllka Sinani erkundigte sich, wodurch Serena Hart ihr enormes Gesangstalent entdeckt habe und bekam zur Antwort, dass hier tatsächlich ihre Lehrerinnen den Ausschlag gegeben hätten.

Foto: ©christianklleiner

 

Burhan Güneş staunte über die große Textfülle, die Serena Hart und Ferdinand Dehner auswendig gelernt hatten. „Ich habe im Oktober mit dem Lernen angefangen!“, erläuterte die Opernsängerin und ihr Gesangspartner ergänzte, dass nach dem Lernen des Textes das Sprechen des Rhythmus hinzukomme. Am Schluss folge die Melodie.

Fotos: ©christianklleiner

 

Finia Wienert lobte das perfekte Zusammenspiel zwischen dem Gesangsduo und der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, die in der Gedenkstätte nicht im Orchestergraben, sondern seitlich neben dem Publikum agierte. Der Dirigent unterstrich, dass insgesamt nur vier Proben vor der ersten Aufführung existierten.

Fotos: ©christianklleiner

 

Die schwierigen Bedingungen für Künstlerinnen und Künstler thematisierte Jasmin Schaaf in ihrer Frage bezüglich der Corona-Zeit. Serena Hart verdeutlichte, dass sie Glück gehabt und ein Kantor in Mannheim sie angestellt habe, wodurch sie in einer Kirche weiterhin singen durfte. Ferdinand Dehner verwies auf damalige Hilfsleistungen vom Staat und beklagte, dass der Berliner Senat in der heutigen Zeit massiv Gelder für die Kultur kürze.

Fotos: ©christianklleiner

 

Auf Mia Kramers Frage, weshalb die Geschwister Scholl in „Die Weiße Rose“ ganz anders als gewohnt dargestellt würden, betonte Kerstin Hetzel-Illing, dass dadurch eigene Perspektiven geschaffen würden. Der Fokus auf die letzte Stunde von Hans und Sophie Scholl vor ihrer Hinrichtung am 22. Februar 1943 biete eine völlig andere Möglichkeit als die chronologische Abfolge von der Produktion und Verteilung der Flugblätter über die Verhaftung und Verhör bis hin zur Ermordung. Die Gedenkstättenpädagogin freute sich, dass durch die Veranstaltung die Strategie der Nationalsozialisten klar geworden sei: Das Sagbare und die Taten seien immer weiter ausgeweitet worden, woran bedauerlicherweise Einiges an die heutige Situation erinnere. Pfarrer Martin Niemöller habe es – wie an den Wänden der Gedenkstätte und damit dem Bühnenbild zu lesen war und ist – so ausgedrückt: Zuerst seien die Kommunisten geholt worden, danach die Sozialdemokraten, die Gewerkschafter und die Juden. Jedes Mal sei geschwiegen worden und als die Reihe beim „Ich“ angekommen sei, habe es niemanden mehr gegeben, der protestieren konnte.

Fotos: ©christianklleiner

 

Das Johann-Wolfgang-Goethe-Gymnasium Germersheim bedankt sich bei der Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Osthofen für einen unglaublich eindrücklichen Tag, der allen Beteiligten in Erinnerung bleiben wird.

Dirk Wippert

Johann-Wolfgang-Goethe-Gymnasium
August-Keiler-Straße 34
T +49 7274 7024-70
76726 Germersheim F
+49 7274 7024-80
Öffnungszeiten Sekretariat: M Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Mo-Do  7:15 - 16:00 Uhr W  www.goethe-gym-ger.de
Fr          7:15 - 13:30 Uhr    

 

Free Joomla templates by Ltheme