„Wenn es darum geht, dass wir Jugendliche noch mehr in die schulischen Entscheidungsstrukturen eingebunden wurden und werden sollen, könnte man ja auch erörtern, warum dies dann nicht auch dazu führt, dass wir mit 16 Jahren wählen dürfen?“, fragt Florian Vorpahl. Der Zehntklässler sitzt bei strahlend blauem Himmel und Sonnenschein auf einer Bierbank vor der Landesbühne in der Innenstadt von Neustadt an der Weinstraße und blickt erwartungsvoll in Richtung Podium. Dort steht Alexander Schweitzer und muss nicht lange überlegen: „Alleine wie du hier selbstbewusst das Wort ergreifst, zeigt, wie stark die Meinung von 16-Jährigen sein kann. Wahlrecht mit 16? Ein eindeutiges Ja, aber wir müssen reden! Die größte Oppositionspartei ist nicht dafür und es braucht eine Zwei-Drittel-Mehrheit, um das Wahlrecht in der rheinland-pfälzischen Verfassung zu verändern.“
Der Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz bekommt einen großen Applaus aus dem Publikum, das am 23. Mai 2025 zahlreich zum Jugendtalk der Landesregierung im Rahmen des Rheinland-Pfalz-Tags 2025 erschienen ist.
Doch nicht nur hochgewachsene SPD-Politiker unterhielt sich in entspannter, ausgelassener Atmosphäre mit Fiona Dietz (Klasse 8y), Florian Vorpahl und Valentin Steiner (beide Klasse 10y) sowie Burhan Güneş und Jassin Popalzai (beide MSS 11), sondern auch weitere Mitglieder der rot-grün-gelben Landesregierung.
Finanzministerin Doris Ahnen und der neue Bildungsminister Sven Teuber (beide SPD) nahmen während der Veranstaltung am Tisch der Gruppe vom GGG Platz und kamen über viele interessante Aspekte der Bildungs- und Finanzpolitik ins Gespräch, so auch den Haushalt, der für die Bildungspolitik zur Verfügung steht und mit 6 Milliarden das Vorstellungsvermögen der meisten Menschen deutlich übersteigt, aus dem aber auch die 44.000 Lehrkräfte finanziert werden müssen.
In der öffentlichen Fragerunde erkundigte sich Valentin Steiner bei Michael Ebling (SPD), wie das Land Rheinland-Pfalz nun mit der AfD umgehen sollte, wenn die Partei bereits von vier Bundesländern und auch vom Bundesamt für Verfassungsschutz, vorbehaltlich Gerichtsurteilen, als gesichert rechtsextremistisch eingestuft wurde. Florian Vorpahl fragte ergänzend, ob daraus folgen könne, dass die AfD verboten werden sollte. Der Innenminister versicherte, dass die Sicherheitsbehörden in Rheinland-Pfalz alles genau prüften und ein Verbot als schärftes Schwert eine Möglichkeit sein könne.
Die stellvertretende Ministerpräsidentin Katharina Binz (Bündnis 90 / Die Grünen) unterstrich in ihrer Antwort auf Jassin Popalzais Frage, ob sie für billigere Strompreise eintrete, dass sie das Thema sehr differenziert betrachte. Die Landesministerin für Familie, Frauen, Kultur und Integration erklärte, einerseits müsse Energie bezahlbar bleiben und dürfe der Wirtschaft nicht schaden, andererseits steige der unbedachte Verbrauch stark an.
Justizstaatssekretär Matthias Frey traf die kleine Germersheimer Gruppe bei einem Rundgang über das beeindruckend riesige Festareal. Der FDP-Politiker erklärte anhand einer aufgestellten Gefängniszelle den Alltag sowie die Möglichkeiten von Gefangenen und verwies auf Angebote der Amtsgerichte Germersheim und Landau sowie der Justizvollzugsanstalt Frankenthal, die das Goethe-Gymnasium im Rahmen seiner Projektwoche bereits häufig zu einem Workshop eingeladen hatte.
An den zahlreichen Ständen in der Neustadter Innenstadt trafen die Schülerinnen und Schüler auch den Parlamentarischen Geschäftsführer der Grünen-Fraktion im rheinland-pfälzischen Landtag Carl-Bernhard von Heusinger, welcher von der sehr überzeugenden Bewerbungsrede der GGG-Schülerin Sarah Bolz (MSS 12) während der Landesdelegiertenversammlung von Bündnis 90 / Die Grünen in Idar-Oberstein im Zuge der Listenaufstellung für die Landtagswahl 2026 schwärmte.
Nach dem Rheinland-Pfalz-Tag 2023 in Bad Ems konnte das Johann-Wolfgang-Goethe-Gymnasium bereits zum zweiten Mal an dem zweijährlich stattfindenden Landesfest teilnehmen. Die Schülerinnen und Schüler dürften den Tag in Neustadt angesichts der zahlreichen Eindrücke so schnell nicht vergessen.
Dirk Wippert